Im gegenteil zum Lehrplan einer gewöhnlichen Schule wird in Jeschiwót kaum ein Bruchteil des Lernpensums in den Klassenzimern verbracht. Täglich besuchen die Schüler ein bis zwei Lektionen, die zwischen dreiviertel und zwei Stunden dauern. Die andere Stunden des Tages verbringen sie im Bejt Midrásch, im Lehrhaus, wo sie meist zu zweit das Lehrmaterial zuerst grundlich vorbereiten, und anschliessend nach den Lektionen, das Material wiederholen und die neue Einsichte des Lehrers zu verstehen, analysieren, und versuchen vielleicht sogar zurückzuweisen. Das Lernen zu zweit heisst Chawrutá-Lernen, und beruht auf einer Stelle in der Mischná und im Talmúd. Jetzt experimentiert ein Basler Gymnasium — Bäumlihof — mit einem ähnlichen Modell; das Experiment soll bis 2016 läufen.
Die Bedeutung des zu zweit Lernens
Babylonischer Talmud Berachót 6a | |
Sagt Rawín Sohnes Raw Adá Namens Raw Jitzchák: Woher lernen wir, dass der Heilige, gepriesen sei Er, in den Synagogen präsent ist? Denn es heisst (Tehillím 82:1): Gott steht in der Gottesversammlung. Und woher lernen wir, dass wenn zehn (ein Minján) zusammen beten, die g”ttlichen Präsenz mit ihnen weilt? Denn es heisst: Gott steht in der Gottesversammlung.
Und woher lernen wir, dass wenn drei [rabbinischen Richter] zum Richten sitzen, die g”ttlichen Präsenz mit ihnen weilt? Denn es heisst (Ebd.): inmitten der Mächtigen (Elohím) richtet Er. Und woher lernen wir, dass wenn zwei zusammen sitzen und sich mit Worte der Torá auseinandersetzen, die g”ttliche Präsenz mit ihnen weilt? Denn es heisst (Malachí 3:16): Da besprachen sich auch die Gottesfürchtigen miteinander, und der Ewiger merkte darauf und hörte es …. Und woher lernen wir, dass sogar wenn einer alleine Torá lernt, die g”ttliche Präsenz mit ihm weilt? Denn es heisst (Schemót): an jedem Ort, wo ich meines Namens Gedächtnis stifte, daselbst will ich zu dir kommen und dich segnen. Nachdem fest steht, dass [die g”ttliche Präsenz] sogar mit einem [der alleine Torá lernt, weilt], wieso fragen wir im Bezug auf denen, die zu zweit lernen, auseinander? Wenn zwei zusammen lernen, werden ihre Worte (Analysen und Schlussfolgerungen) im himmlischen Gedenkbuch eingetragen. [Erklärung Raschis: Einer, der alleine lernt, macht leicht Fehler. Zwei, die zusammen lernen, prüfen ihre gegenseitige Aussagen und verbessern einander, deshalb sind erst ihre Worte würdig, im himmlischen Gedenkbuch eingetragen zu werden.] Wenn aber bereits zwei [von der g”ttliche Präsenz besucht werden], wieso fragen wir im Bezug auf drei [die zum Richten sitzen]? Was könnten wir denken, zu richten sei “nur” eine Sache des Friedens, und die g”ttliche Präsenz wird nicht dabei ruhen, kommt die Aussage uns zu lehren, dass Richten auch als Torálernen gilt. Und wenn bereits bei drei, warum fragen wir im Bezug auf zehn [die zum Gebet kommen]? Bei zehn wartet die g”ttliche Präsenz sogar noch vor, dass sie [in die Synagoge] kommen, bei drei [die Richten kommen] erscheint die erst wenn sie sitzen. |
אמר רבין בר רב אדא א”ר יצחק מנין שהקב”ה מצוי בבית הכנסת שנאמר (תהלים פב, א) אלהים נצב בעדת אל ומנין לעשרה שמתפללין ששכינה עמהם שנאמר אלהים נצב בעדת אל. ומנין לשלשה שיושבין בדין ששכינה עמהם שנאמר (תהלים פב, א) בקרב אלהים ישפוט. ומנין לשנים שיושבים ועוסקין בתורה ששכינה עמהם שנאמר (מלאכי ג, טז) אז נדברו יראי ה’ איש אל רעהו ויקשב ה’ וגו’. … ומנין שאפילו אחד שיושב ועוסק בתורה ששכינה עמו שנאמר (שמות כ, כד) בכל המקום אשר אזכיר את שמי אבוא אליך וברכתיך. וכי מאחר דאפילו חד תרי מבעיא? תרי מכתבן מלייהו בספר הזכרונות חד לא מכתבן מליה בספר הזכרונות. וכי מאחר דאפי’ תרי תלתא מבעיא? מהו דתימא, דינא שלמא בעלמא הוא, ולא אתיא שכינה, קמ”ל דדינא נמי היינו תורה. וכי מאחר דאפי’ תלתא עשרה מבעיא? עשרה קדמה שכינה ואתיא תלתא עד דיתבי: |
Zu zweit lernen ist eine aktive Lernart. Statt Frontalunterricht bekommen die Schüler die Verantwortung, die Quellen selber anzufassen, sie versuchen zu verstehen und sie zu interpretieren. Die Lehrer werden eher Expert-Reiseführer in dem Land des Wissens, als Viehfütterer, die den Schülern das Wissen in den Mund stopft, in der Hoffnung es wird irgendwie verdauert.
Nun berichtet die Basler Zeitung, dass ein basler Gymnasium das Modell ausprobieren möchte:
Ausgedehnte Mittagspausen, weniger Frontalunterricht und wochenlang keine Prüfungen. Das tönt nach einer Traumschule. Und soll schon diesen August am Gymnasium Bäumlihof Realität werden. Die Schulleitung plant unter dem Titel «GBplus» die Einführung einer neuen Unterrichtsform: Die Schüler sollen keinen Wochenplan im herkömmlichen Sinn mehr haben. Nur Fremdsprachen und Sport haben einen fixen Platz, die restliche Unterrichtszeit steht unter den Begriffen «begleitetes Lernen» und «Block».
«Wir müssen die Schüler zu selbstständigem Lernen anleiten», sagt Anna-Katharina Schmid, Rektorin des Gym Bäumlihof. Die Jugendlichen sollen lernen, selbst zu entscheiden, was für sie und die Matura wichtig ist. Die Schule will damit der zunehmenden Durchmischung der Klassen gerecht werden. Diese Art des individualisierten Lernens soll allen Schülern offenstehen, welche die definitive Empfehlung für das Gymnasium erhalten haben. Ein wichtiger Teil der neuen Unterrichtsform wird das Coaching: Zusammen mit einem Coach erstellen die Schüler jede Woche einen Lernplan.
Diese Lernmethode wird nun ein Pilotversuch, und es ist recht interessant, zu sehen ob sich das Chawrutá-Lernen in einem Ort, in dem es keine Chawrutá-Kultur gibt, durchsetzen kann, und ob es für alle Gimnasium-Fächer geeignet ist. Immerhin muss ich bemerken, dass mir diese Sechswochen-Blöcke bekannt vorkommen:
Die sechswöchigen Blöcke sind prüfungsfrei, erst am Schluss folgt eine Prüfungswoche. «Wenn in der vierten Stunde eine Französischprüfung stattfindet, haben die Schüler in der dritten Stunde keinen Kopf für Biologie», erklärt Schmid die Probleme des bisherigen Systems. Zusätzlich zu den Prüfungen fliessen selbstständige Arbeiten wie Vorträge, Einzel- und Gruppenarbeiten in die Bewertung mit ein.
In dem letzten Jahr meinen Rabbinatstudien lernten wir nöhmlich unterschiedlichen Themen äusserst intensiv in solchen Sechswochen-Blöcke.
Professionally, there was a movement a few years back to “eXtreme Programming”. In traditional programming, a developing a program goes through a series of steps: gathering requirements, design, development, testing, user acceptance testing — or some variant on the theme. But you can’t possibly know everything there is to know about requirements in advance; users learn more about what they want and what would be useful by trying out a prototype. So a second variant was to be more iterative: get the core requirements, implement or prototype something that addresses those, etc… then get more requirements, and repeat.
XP was influenced by the realization that the same is true for design. The programmer can do all this theory, but design ends up being meaningless once they hit the details, or one a second or third iteration. So, in XP, the programmer starts working, and then the design emerges as they work and rework the program. Rework, “refactoring”, to get a sanely designed final program, is very critical to XP. As is documenting the design — after it exists.
As is working in pairs, so that someone sits behind the “driver” at all times, bringing that whole chavrusah dialectic to the coding process. Managers took some convincing to realize that more coding goes on overall in terms of lines of program that remain in the final version than if they had each programmer working separately.
It appears to have been a fad — I don’t see any journals discussing XP anymore. (I was in a huge bank at the time, they weren’t possibly going to let us try something so avante garde.)
-micha
That’s why I wonder whether such a method depends on a cultural familiarity in order to be successful.