Am soeben beendeten Gemeindetag des Zentralrates der Juden in Deutschland hat meine Wenigkeit an einer Paneldiskussion teilgenommen zum Thema “Jüdische Religion zwischen Tradition und Moderne”. Wie sich die Diskussion abgespielt hat, fasst das folgende Zitat aus der Jüdischen Allgemeine bestens zusammen:
Auf dem Podium »Jüdische Religion zwischen Tradition und Moderne« lieferten sich die Rabbiner Henry G. Brandt, Elisa Klapheck, Joshua Spinner und Arie Folger eine teils heftige Debatte über die Bedeutung halachischer Regeln in der heutigen Gesellschaft.
Anbei eine Audio-Aufnahme der spannenden Diskussion. (Leider ist die Aufnahmequalität nicht uniform. Es wurde mit meinem Handy aufgenommen, und Sprecher, die weiter weg sassen, hört man entsprechend weniger gut.)
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Paneldiskussion “Jüdische Religion zwischen Tradition und Moderne” | https://ariefolger.files.wordpress.com/2013/11/judentum-zwischen-tradition-und-moderne-paneldiskussion-20131122.mp3%20 | ![]() |
Die Jüdische Allgemeine berichtet weiterhin:
Für Rabbinerin Klapheck ist die jüdische Ethik bedeutender als halachische Handlungsanweisungen für den Alltag. »Wir sind gefangen durch das, was die Halacha sein soll«, so Klapheck. Rabbiner Brandt stimmte ihr zu. Man solle die ethischen Gebote der Tora nicht vermischen mit Fragen der praktischen Durchführung der Traditionen. Letztere müssen für Brandt immer wieder auf ihren Sinn abgeklopft werden – etwa wenn es darum gehe, ob am Schabbat ein Computer benutzt werden dürfe. Hier komme man um die Diskussion nicht herum, denn »die Halacha spricht nicht über Informatik«.
Rabbiner Folger wandte sich gegen den Ansatz seiner liberalen Rabbinerkollegen, im Zweifel »alles zu erlauben, was nicht explizit in der Tora steht«. Anders als Klapheck sah Folger in der heutigen Zeit weniger eine Versklavung durch die Halacha als vielmehr eine durch die moderne Technik. Wenn heute die Erwartung bestünde, jederzeit per Handy oder E-Mail erreichbar zu sein, sei das durchaus ein Problem für die Einhaltung des Schabbats. »Wir geben der westlichen Welt ein riesiges Geschenk: als Verweigerer, die nicht alles mitmachen«, so der orthodoxe Rabbiner. Sein amerikanischer Kollege Joshua Spinner sprang ihm bei, indem er die Unterscheidung zwischen großen ethischen Werten und scheinbar unbedeutenden Alltagsverrichtungen infrage stellte. »Wie man sich in kleinen Dingen verhält, hat durchaus Auswirkungen auf die großen Werte.« Das Judentum sei eben, mit Emmanuel Levinas gesprochen, eine »Religion für Erwachsene«, die ihren Anhängern Disziplin abverlange.