Unser Wochenabschnitt fängt mit einer Verordnung an, wie vorzugehen, wenn eine Volkszählung im Volk Israel durchgeführt werden soll:
Wenn du die Zahl der Kinder Israel ermittelst, so soll ein jeder dem Ewigen ein Lösegeld für seine Seele geben, wenn man sie zählt; damit ihnen nicht eine Plage widerfahre, wenn sie gezählt werden; und zwar soll jeder, der durch die Musterung geht, einen halben Schekel geben, nach dem Schekel des Heiligtums; ein Schekel gilt zwanzig Gera. Der halbe Schekel ist eine Abgabe an den Ewigen. (2. B.M. 30, 12-13)
Auf den ersten Blick geht es hier um eine bedingte Mizwa, also wenn das Volk gezählt werden soll, dann… Das Ziel dieser Volkszählung sei in erster Linie militärisch, um herauszufinden, wie viele Männer für den Wehrdienst in Anmerkung kämen, wie es unmittelbar danach heißt: „Wer durch die Musterung geht im Alter von zwanzig Jahren und darüber, der soll dem Ewigen die Abgabe entrichten“. Gezählt wurden also die, die nach der Tora dienstpflichtig waren.
Wir verstehen aber diese Mizwa nicht nur als bedingte, militärisch motivierte Verordnung. Jährlich wurde diesen Halbschekel-Steuer einkassiert, damit der Tempeldienst finanziert werden soll. Wie Raschi (ebd. Vers 15) schrieb: „Sie sollten je einen halben Schekel geben, und diese (Schekel) sind, um damit jährlich die öffentliche Opfer zu kaufen, und dabei waren Reichen und Armen gleichgestellt [damit die öffentliche Opfer im Namen allen Juden gebracht werden, und nicht die Reichen die Armen denken geistig zu verdrängen].“
Seit über 1900 Jahren haben wir den Tempel nicht mehr. Doch gibt es einen Brauch, am Purimvorabend symbolisch eine zusätzliche Spende Secher le-Machazit ha-Schekel, im Andenken an dieser Mizwa des halben Schekels zu machen. Diese Spende wird vom zuständigen Gabbaj (Kassenmeister) an Armen weitergegeben. An Purim werden zudem auch noch Almosen an Armen und Mischloach Manot an Verwandten, Freunden und Bekannten geschenkt. Die Spende vom Secher le-Machazit ha-Schekel ist also eine zusätzliche Spende, die Abends vor dem Lesen der Megilla gemacht wird. (Siehe Kizzur Schulchan Aruch 141:5)
Eine weitere Halacha, die wir aus der Mizwa des halben Schekels lernen, ist, dass wir Menschen nicht direkt, sondern immer indirekt zählen. Will man zum Beispiel sicher sein, dass bereits ein Minjan in der Synagoge anwesend ist, dann zähle man die Menschen nicht, sondern sprechen zu jedem Menschen ein Wort eines Verses, das zehn Wörter hat. Sobald alle zehn Wörter geschprochen wurden, wissen wir, dass wir zehn Leuten gezählt haben. Ein häufig dazu verwendeter Vers ist (1) Hoschia’ (2) et (3) ‘Ammehcha (4) uwarejch (5) et (6) Nachalatehcha (7) ure’em (8) venasse’em (9) ‘ad (10) ha’Olam (Psalmen 28,9). Das Verbot, Menschen direkt zu zählen gilt nicht nur in der Synagoge, sondern überall. Entsprechend gibt es eine ausführliche Literatur, bezüglich Volkszählungen im modernen Staat Israel.