Halacha-Ecke – Warum richten wir einen Eruw Tawschilin her?

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Fällt ein Jomtow an einem Freitag (und beginnt also der Jomtow-Tag am Donnerstagabend), dann werden wir Juden gemahnt, einen Eruw Tawschilin vor Jomtow herzurichten. Meistens besteht dieser aus einem Brot (diesmal eine Mazza!) und einem Ei, den wir vor Jomtow vorbereiten und aufbewahren. Dazu wird ein Segenspruch und ein unverständliche Text gesprochen. Wieso?

Im Gegenteil zu Schabbat, an dem man gar nichts kochen darf, darf man am Jomtow kochen, nicht aber für den Folgetag. Deshalb machen wir einen Eruw Tawschilin, mit dem wir symbolisch die Schabbat-Vorbereitungen getroffen haben und voila, jetzt darf man auch am Jomtow zum Schabbat kochen.

Ich höre einige schon mürmeln: Talmudische Spitzfindigkeit, Haarspalterei. Wenn die Frommen wollen, dann finden sie für alles eine Lösung, und sonst verbieten sie alles! Ist es nun erlaubt, oder verboten am Feiertag zu kochen? Wozu brauchen wir den Eruw Tawschilin, und wie soll der überhaupt helfen?

Forschen wir tiefer, und ich hoffe, Sie vom Gegenteil zu überzeugen.

Die Tora verbietet, am Schabbat jegliche Melachot, Werkhandlungen, auszuführen. Kochen gehört ebenfalls dazu. Hingegen verbietet die Tora zu Feiertagen nur Melechet Awoda, was ein Subset der Melachot sein soll, welche aber? Schließlich tönt Melechet Awoda genau so wie Melachot als Werk-Handlung?! Ausdrücklich erlaubt die Tora zu Feiertagen ejt ascher jej’assä lechol Nefesch, was für jede Seele unentbehrlich ist. Daher lehren unsere Weisen, dass es zu Jomtow erlaubt ist, um das Essen vorzubereiten, also zu kochen, backen, usw.

Dennoch gilt diese Erlaubnis nur für das, was am Feiertag selber genoßen wird. Hingegen ist es untersagt, am Feiertag Speisen für den Folgetag vorzubereiten. Man darf nicht einmal vom ersten Tag Jomtow auf den zweiten vorbereiten.

Der Schabbat ist aber heiliger als alle andere Tage, ja sogar heiliger als die Feiertage. Daher darf man vom Tora-Gesetz am Jomtow schon für den Schabbat kochen. Nur befürchteten unsere einstigen Weisen, dass Menschen irrtümlicherweise daraus schließen werden, dass man am Jomtow Speisen auch für normale Wochentage vorbereiten darf. Deshalb verboten sie, am Jomtow das Schabbatessen vorzubereiten, sei es denn, man macht einen Eruw Tawschilin. Damit fangen wir symbolisch mit den Schabbatvorbereitungen an und erinnern uns daran, dass man am Jomtow eben nur wenn der Folgetag Schabbat ist, dafür kochen, nicht aber für einen Folgetag der kein Schabbat ist.

Nach einer anderen Meinung ist es am Jomtow nicht einmal erlaubt, für den noch heiligeren Schabbat zu kochen. Viel eher bereiten wir Nahrung vor, die für Überraschungsgäste zu Verfügung stehen. Wir bereiten aber gleich für genug Menschen, damit uns was für den Schabbat übrig bleibt. Auch das dürfen wir nur, wenn wir zuerst einen Eruw Tawschilin machen, um uns an das Gesetz zu erinnern, und diesen Trick nicht für Wochentage zu verwenden.

Der Eruw Tawschilin ist keine Spitzfindigkeit, sondern ein Symbol, um uns an das Gesetz zu erinnern.

Donnerstagabend 5. April 2017 beginnt der siebte Tag von Pessach, ein Feiertag sowohl in der Diaspora als auch in Israel. Entsprechend dürfen wir am Freitag nur dann für den Schabbat kochen, wenn wir zuerst am Donnerstag einen Eruw Tawschilin gemacht haben. Dazu nimmt man zwei Speisen, eine gekochte und eine gebackene Speise (üblich ist ein Brot – diesmal eine Mazza – und ein hartgekochtes Ei), hält diese in den Händen und spricht dazu den folgenden Segenspruch:

Baruch ata A-donaj E-lohejnu Melech ha’Olam aschär kiddeschanu be-Mizwotaw weziwanu al Mizwat Eruw.

Dann verkündet man laut, in einer Sprache, die man versteht (in den Siddurim ist der Text in Aramäisch. Wer diese Sprache aber nicht versteht, soll die Deklaration lieber in einer anderen Sprache – in einer, die er oder sie versteht – verkünden):

Mit diesen Eruw-Speisen soll es uns erlaubt sein, zu backen, zu kochen, Essen aufzuwärmen, Kerzen anzuzünden, Dinge [von Zuhause auf die Straße, von der Straße nach Hause und auf der Straße] mitzunehmen, und während Jomtow alle anderen (sonst an Jomtow erlaubte) Vorbereitungen für den Schabbat zu treffen.

Die Speisen bewahrt man bis zum Schabbat auf; zu Schabbat darf man sie verzehren. Auch mit dem Eruw Tawschilin gelten die normalen Jomtow-Gesetze; nicht alles ist erlaubt.

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