Anne Will moderierte heute auf Das Erste ein Gespräch zum kölner Landesgerichtsurteil, das die rituelle Beschneidung als strafbare Körperversehrung schilderte. Holm Putzke und Angelika Kallwass fragten wieso “warum gerade in Deutschland” ein Argument gegen dem kölner Landesgerichtsurteil sein soll. Nun warum?!
Putzke fragt genauer: wenn das Urteil richtig ist, warum nicht gerade in Deutschland. Nun, das würde vielleicht stimmen, wenn es objektiv möglich wäre unkontroversiell zu behaupten, das Urteil ist gerecht. Aber genau diese Bedingungen treffen nicht zu, oder besser gesagt, treffen nur im Kopf von Putzke und seinen Anhängern zu. Die Frage ist eben ob das Urteil gerecht ist, und in der ganzen Welt schüttelt man mit dem Kopf.
Gerade in Deutschland soll man sich bewusst sein, dass (a) auch wenn das Urteil notwendigerweise von dem Grundrecht folgt (was gar nicht stimmt, wie der Richter in seinem Urteil auch zugegeben hatte), es noch nicht deshalb ein gerechtes Urteil ist. Gerade in Deutschland soll man sich bewußt sein, dass auch ein Grundrecht ungerecht sein kann. Schließlich gab es im Unrechtsstaat der Nazis auch Gesetze. Es war eigentlich schon ein Rechtsstaat, nur war das Recht selber ungerecht. Außerdem (b) soll man gerade in Deutschland, wo die Gesellschaft in der Nazi-Zeit derart irrsinnig wurde, sich ganz bestimmt in Frage stellen, wenn die ganze Welt anderer Meinung ist und ausgerechnet Putzkes befürwortete Kriminalisation selber als Versehrung der Religionsfreiheit sieht. Wenn alle andere Autofahrer Geisterfahrer sind, ist es hochst Zeit aufzuwachen, und bewußt zu werden, wer der wahrer Geisterfahrer ist.
Angelika Kallwass sprach auch von der Diskrimination, die entsteht, wenn beschnittene Kinder von der unbeschnittene Mehrheit endeckt und gemobbt werden. Sorry, Frau Kallwass, aber two wrongs don’t make a right. Wenn deutsche Schulkinder gegen beschnittene Kinder diskriminieren, dann muss man die Täter endlich erziehen, damit sie lernen, andere Menschen anderer Glaube zu akzeptieren. Die Gesellschafft hat ausgerechnet kein Recht, den Kindern die Mehrheitskultur und Mehrheitsreligion aufzuzwingen, dass ist keine Religionsfreiheit. Dass was Putzke und Co. eigentlich wollen, bestimmte Auffassungen aufzuzwingen ist, wurde ganz klar, wenn in der Sendung Rabbiner Ehrenberg und Khola Maryam Hübsch gefragt wurde, ob die Religion nicht geändert werden könnte. Für die Glaube und die Werten von Rabbiner Ehrenberg und von Frau Hübsch haben sie wenig Interesse, stattdem wollen sie, dass die Religionen ihre neue Auffassungen gezwungen werden, zu übernehmen.
Nein, wenn es Religionsfreiheit überhaupt geben soll, dann muss die Glaube des andern derart respektiert werden, dass man seine Handlungsfreiheit so wenig möglich einschränkt. Im Zweifel soll die Religionsfreiheit erst nicht eingeschränkt werden.
Sie haben vollkommen Recht. Was die säkulare Welt ablehnt ist die Religion oder besser den Glauben an sich. Sie sieht dabei aber nicht, dass sie (die säkulare Welt) daraus gewissermaßen wieder eine Art eigene Religion macht, der sich alle anderen unterzuordnen haben. Ich als katholischer Christ unterstütze Sie!