Gibt es nach dem Judentum heutzutage weiterhin lebende Propheten G-ttes?
Jein. Im Talmud (Bawa Batra 12a) heißt es, seit der (erste) Tempel zerstört, wurde die Prophezeiungsfähigkeit von den Propheten entfernt und den Irren und Kindern geschenkt. Das heißt, dass es schon ab und zu prophetische Einsichte geben kann, aber weh dem, der selber behauptet oder von den anderen behaupten, er sei ein Prophet, denn wenn er kein Kind mehr ist, bleibt nur noch die andere Möglichkeit. Übrigens unterscheidet der Talmud in dieser Hinsicht nicht zwischen jüdischen und nichtjüdischen Propheten.
Wie kommuniziert denn heutzutage G-tt mit seinem Volk?
Mit dem Handy?
In aller Ernst muss ich nun fragen, für was man diese Kommunikation braucht. Ich frage das, weil ich vermute, dass wir ganz andere Auffassungen bezüglich der Aufgabe eines Propheten haben. Nach der Tora war die Offenbarung am Berg Sinai einmalig und unwiderruflich. Kein Prophet kann oder darf die Gesetze der Tora ändern (mit einer Ausnahme: im Falle eines außerordentlichen Bedarf darf er oder sie einmalig und zeitlich sehr beschränkt ein Gesetz nach dem Befehl G”ttes aufheben, wie Elija, der außerhalb des Tempels ein Opfer auf dem Karmelgebirge bracht).
Der Prophet kommt weder, das Gesetz zu gestalten, noch die Zukunft vorherzusagen, sondern mit seiner Mahnung die Zukunft mitzugestalten. Heute haben Rabbiner diese Aufgabe und müssen es ohne prophetische Visionen tun. Dafür genießen sie aber die Unterstützung Jahrtausender jüdischen Tradition.