
Frauen an der Klagemauer – Library of Congress Archives
Von Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg
Das Thema von Lohn und Strafe im Judentum ist ein kompliziertes. In Paraschat Ekew befindet sich der zweite Abschnitt des Schema Jisrael welches mit den Worten beginnt (Dewarim 11:13-15 auszugsweise):
„Wenn ihr auf meine Gebote höret … dann gebe ich euch Regen … dann gebe ich euch Gras für eure Tiere und du wirst essen und satt sein …“
(Nicht zum Thema, aber doch interessant ist im Vers 15 abzulesen, dass ein Mensch zuerst seine Haustiere füttern muss, bevor er selbst isst!)
Wir wollen heute nicht darüber sprechen, wie das damit zusammenpasst, dass wir oft Menschen sehen, die die Mizwot nicht genau halten und denen es nicht so gut geht, und andere, die gar nicht “brav” sind und doch ein bequemes Leben führen. Dies ist ein schwerwiegendes theologisches Problem, das auf Hebräisch „Zadik we-Ra lo, Rascha we-Tow lo“ heißt ─ auf Deutsch kurz: „Dem Gerechten geht es schlecht, während es dem Bösen gut geht!?“
Wir wollen stattdessen an den Beginn unserer Parascha zurückkehren und finden dort etwas ähnliches, aber doch ein wenig anders. Im ersten Satz finden wir auch eine Zusage für das Einhalten der Mizwot, aber dort wird das Wort „Ekew“ verwendet, das nicht Lohn für etwas bedeutet sondern, dass als Folge (Ekew) unseres Wohlverhaltens es uns auch gut gehen wird.
Dies lässt sich vielleicht am Beispiel der Mizwot Bejn Adam leChavero erklären, anhand der Gebote zwischen einem Menschen und seinem Nächsten.
Wenn wir immer freundlich zu anderen sind, ihnen Hilfe angedeihen lassen, sie loben, wenn sie etwas Gutes getan haben oder sie trösten wenn sie traurig sind, dann werden wahrscheinlich diese Menschen auch zu uns freundlich sein und uns helfen wenn wir es brauchen. Dann wird eben nicht ein unerklärlicher Lohn an uns ausgezahlt, sondern wir werden als Folge (Ekew) für unsere Taten belohnt.
Gerade an unserem Schabbat, an dem wir die Ankunft des Monats Elul ankündigen, sollte dies uns eine Lehre sein!
Der Monat Elul ist der letzte Monat vor Rosch ha-Schana und Jom Kippur! Er sollte als Vorbereitung für diese heiligen Tage der Prüfung und Verzeihung gelten. Wir werden sicher Menschen finden, denen gegenüber wir uns nicht immer korrekt verhalten haben, aber man kann und soll sich entschuldigen und alte Fehler wieder gut machen.