Der Begriff Bund ist in unserer Parascha ganz groß geschrieben. Ihr alle steht heute vor dem Ewigen … um einzutreten in den Bund des Ewigen … ich schließe diesen Bund und diesen Eid nicht mit euch allein, sondern sowohl mit euch, die ihr heute hier seid …, als auch mit denen, die heute nicht bei uns sind. (Dewarim 29:10-15). Dieser Begriff des Bundes ist dem andächtigen Leser der Tora nicht fremd. Schon mit Noach und später mit Awraham schloss G”tt Bündnisse. Nach dem Auszug aus Ägypten schloss G”tt weitere Bündnisse mit unseren frisch aus der Sklaverei befreiten Vorfahren, und nun schließt G”tt wieder einen Bund mit deren Kindern. Was aber ist ein Bund, und was ist das Besonderes an diesem Bund unserer Parascha?
Ein Bund oder ein Bündnis ist eine Vereinbarung zwischen zwei Parteien, die einander gegenseitige Versprechen machen. Ein Bund kann symmetrisch sein, zwischen zwei gleichen Parteien, wie zwischen einem Mann und einer Frau, die in das Bündnis der Ehe eintreten wollen. Ein Bund kann aber auch zwischen ungleichen Parteien entstehen, wie zum Beispiel zwischen G”tt und Israel.
Einem Bund kann gegenseitig freiwillig beigetreten werden, wie ein Nichtjude, der entscheidet, jüdisch zu werden und dem Bund zwischen G”tt und Israel freiwillig beizutreten, oder er kann aus historischen Ereignissen wachsen und zwingend eine Partei binden, wie als G”tt Israel aus der Sklaverei befreite, und Israel dadurch in dem Bund mit G”tt selbstverständlich eingebunden wurde.
Aber auch wenn ein Bund zwischen ungleichen Parteien geschlossen und nicht verweigert werden konnte, verpflichtet er dennoch beide Parteien, einander gegenüber loyal zu sein.
So ergibt sich aus unserer Parascha, was ein Bund ist. Mosche versammelt das Volk Israel und schließt mit ihm gemeinsam wiederum einen Bund mit G”tt. Dieser Bund istaber anders, denn diesmal werden ausdrücklich nicht nur die zu jenem Zeitpunkt lebenden Juden eingebunden, sondern auch alle zukünftigen Generationen. Verweigern können sie den Bund nicht, wie es heißt: Darum hütet euch, dass nicht etwa ein Mann oder ein Weib, ein Geschlecht oder ein Stamm unter euch sei, dessen Herz sich heute von dem Ewigen, unserm G”tt-Allmächtigen, abwende, und der hingehe, den Göttern dieser Völker zu dienen; dass nicht etwa eine Wurzel unter euch sei, die Gift und Wermut trage, … denn der Ewiger wird nicht geneigt sein, einem solchen zu vergeben (ebd. Verse 17-19).
Dennoch ist der Bund auch bindend für die obere Partei, nämlich G”tt, der verspricht, dass Er auch wenn Er das Volk wegen seiner Widerspenstigkeit bestraft, das Volk nie tilgen oder ausmerzen wird. Ganz im Gegenteil verrät uns die Tora das Geheimnis der jüdischen Kontinuität: Wenn du auch bis an das Ende des Himmels verstoßen wärest, so wird dich doch der Ewige, dein G”tt, von dannen sammeln und dich von dannen holen, und … dich in das Land zurückbringen (ebd. 30:4-5).