Dankbar sein – Gastbeitrag

Die Plage der Fliege (ca. 1896-1902) ─ James Jacques Joseph Tissot

Die Plage der Fliege (ca. 1896-1902)
─ James Jacques Joseph Tissot

Austrian-German_Swiss_flags-tinyVon Rabbiner Moshe Israilov

Die Paraschat Waera beinhaltet die ersten sieben Plagen (Makot), die G”tt den Ägyptern auferlegte, während er zugleich Pharaos Herz verhärtete. Für die ersten drei Makot sagte G”tt, zu Mosche, er solle Aharon berufen, sie auszuführen (Schemot 7:19). Warum Aharon und nicht Mosche selbst?

Das Verhältnis Mosches zum Nil

Die Antwort ist, dass die ersten zwei Makot durch Wasser geschahen, das heißt, durch Blut und Frösche. Das Wasser hatte Mosche aber gerettet, als er als Kleinkind von den Eltern im Körbchen in den Fluss ausgesetzt wurde. Durch das Wasser ist er am Leben geblieben und Mosche war dem Wasser dankbar, dass es ihn getragen und dadurch gerettet hatte. Er wollte das Wasser daher nicht bestrafen.

Sein Verhältnis zum Staub des Bodens

Die dritte Plage war die Strafe des Sandes (Staub), es wurde zu Ungeziefer. Das war die Strafe dafür, dass Pharao bei den ersten beiden Plagen nicht nachgegeben hatte, und geschah ohne vor­herige Warnung. Moshe wollte auch den Sand nicht selbst bestrafen, weil der Sand ihm ge­hol­fen hatte, als er den Ägypter getötet und im Sand vergraben hatte, um nicht des Mordes überführt zu werden, also war er dem Sand dankbar.

Grammatik

In der Tora steht: „Mosche und Aharon taten also, wie der Ewige geboten hatte, und er (Aharon) erhob (die Hand) mit dem Stabe, und schlug das Wasser…“ (Schemot 7:20). Auffallend ist, dass zuerst der Plural verwendet wird und dann der Singular.

Was können wir daraus lernen?

Im Talmud steht, dass jemand, der verursacht, dass ein anderer eine Mizwa ausführt, nicht nur selbst einen Anteil an dieser Mizwa hat, sondern auch noch zusätzlich den Verdienst, einen anderen zu einer Mizwa gebracht zu haben. Also ist Mosches Anteil am Wunder größer als der des tatsächlich Ausführenden (Aharon). Raschi sagt, dass es Aharon war, und nicht Mosche, dem befohlen wurde, die Plage auszulösen, da der Nil Mosche beschützt hatte, als er als Baby hineingeworfen wurde. Deshalb löste Aharon sowohl die Plage des Blutes als auch die Plage der Frösche (bei welcher der Nil auch geschlagen werden musste) aus.

Eine Lehre für den Alltag

Die Gemara (der Talmud) sagt dazu: Ein Mensch soll keine Steine in den Brunnen werfen, aus dem er getrunken hat. Dies ist das Prinzip von Hakarat haTow (Dankbarkeit zu zeigen). Wir lernen von hier, dass Hakarat haTow sogar dann angebracht ist, wenn derjenige, der den Gefallen tut, nur das tut, was er ohnehin tun sollte. Der Nil hat den Korb nur treiben lassen. Dies ist die Natur von Wasser. Es ist ein physikalisches Gesetz, dass etwas, was leichter als Wasser ist, auf ihm schwimmt. Der Nil hat also nichts Außerordentliches für Mosche getan. Er tat nur, was er schon immer getan hatte. Und trotzdem lernen wir daraus die Ver­pflich­tung, Hakarat haTow zu zeigen. Dies widerspricht der üblichen Meinung der Menschen, die besagt: „Weshalb muss ich ‚Danke‘ sagen? Weshalb muss ich Hakarat haTow haben? – Er musste es ohnehin tun!“

Woran messen wir, wofür wir dankbar sein sollten

Hakarat haTow misst sich nicht an den Bemühungen des Wohl­täters. Es wird an den Auswirkungen auf den Empfänger gemessen. Wenn man von jeman­dem profitiert hat – ob der Wohltäter den Gefallen tun musste oder auch nicht, ob es für ihn eine Mühe war oder nicht – hat der Empfänger die Pflicht anzuerkennen, dass er Dankbarkeit schuldet. Der Beweis dafür ist der Fluss Nil. Er tat nur, was er musste, doch trotzdem fühlte Mosche Rabbenu ein Gefühl von Hakarat haTow.

Fazit

Was können wir von dieser Parascha lernen? Jeder soll allem, was ihm passiert, dankbar sein. Immer Allem dankbar sein: G´tt, den Menschen, sogar jedem Ding oder jeder Sache, die einem geholfen haben.

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